Herr Wittebrock, 71,5 Prozent der Stimmen entfielen bei der letzten Wahl auf Wolfgang Pieper. Macht Ihnen das Angst?
Bernd Wittebrock: Überhaupt nicht. Die meisten wissen das Ergebnis von damals richtig einzuordnen. Der damalige Bürgermeister war aus guten Gründen krachend gescheitert. In der dann dritten Bürgermeisterwahl innerhalb weniger Monate haben die Wähler ihrem Ärger Luft verschafft. Wir sind aber nun einige Jahre weiter. Bei der Kommunalwahl im vergangenen Jahr haben über zwei Drittel nicht Herrn Piepers Grüne gewählt. Dafür aber deutlich über 40 Prozent die CDU. Natürlich ist die Bürgermeisterwahl vor allem eine Persönlichkeitswahl. Und die Wähler entscheiden am 17. April kommenden Jahres und nicht früher. Aus meiner Sicht steht es 0:0. Ich bin sicher, dass ich gute Aussichten habe, das Vertrauen der Menschen zu gewinnen.
Wo sehen Sie Ihre Stärken im Vergleich zum amtierenden Bürgermeister?
Wittebrock: Da ich ihn noch nicht kennengelernt habe, mache ich mir keine Gedanken darüber, wer wo stärker ist. Tatsache ist, dass ich neben 15 Jahren Erfahrung in der Kommunalpolitik auch zwölf Jahre Erfahrung in der freien Wirtschaft habe, auch als Führungskraft. Ich bin meinungs- und entscheidungsstark, und ich setze mich gerne für andere ein.
Wann wird der Wahlkampf beginnen, und was sind Ihre Schwerpunkte? Wittebrock: Zuerst einmal müssen mich die Mitglieder der CDU offiziell nominieren. Wenn ich deren Zustimmung habe, legen wir richtig los. Dazu gehört für mich, die Stadt noch besser kennen zu lernen und den Menschen zuzuhören. Die Probleme sind offenkundig. Erstens: Mit über 2,5 Millionen Euro Defizit hat die Stadt ein ernstes Problem, das bisher nicht gelöst wurde. Mir ist es zu wenig, mit dem Finger auf Bund und Land zu zeigen. Von einem Bürgermeister erwarte ich auch Führung und nicht das Wegdelegieren von Verantwortung. Zweitens das Thema Wohnen: Es ist offensichtlich, dass in der Stadt Wohnraum fehlt. Und hierbei meine ich ausdrücklich nicht nur Eigenheime, sondern auch Mietwohnungen. Da gibt es einiges aufzuholen. Was mir als Drittes am Herzen liegt ist das Thema Mitmach-Stadt. Ich möchte die Beteiligung von Bürgern an kommunalen Prozessen viel breiter fassen und interessantere Angebote schaffen als bisher. Vor allem: Strukturiert und nach transparenten Regeln. Ich möchte Betroffene zu Beteiligten machen, darum nenne ich es die Mitmach-Stadt.
Quelle: Westfälische Nachrichten